Der Wolf im Schafspelz


Straff streckt sich das Blechkleid über die ausgestellten Kotflügel, Sonnenlicht bricht sich im limitierten Valencia Orange metallic. Selbstbewusst steht er da. Wie ein Raubtier, bereit zum Sprint. Der Ruf der Unvernunft scheint ihm auf den Leib geschneidert. Obwohl er Teile verschiedener Modelle aufträgt, ist das BMW 1er M-Coupe die wohl beste Symbiose seit langem.

Understatement Fehlanzeige

Sonderlackierung und serienmäßige 19 Zoll Felgen lassen es erahnen: Hier steht kein normaler Einser. Auf den zweiten Blick fallen Kotflügelverbreiterung und Luftführung aus dem Motorsport (air curtains) ins Auge. Sie fügen sich erstaunlich gut in das Design des Einser M-Coupes ein. Dank neuem Lichtdesign funkelt nun über den markanten BMW Standlichtringen ein LED-Streifen, welcher dem Einser seinen ernsten Blick verleiht. Lässt man das Auge weiter schweifen, fallen M3-Außenspiegel auf, welche sicherlich schon bald Nachahmer in der Tuning-Szene finden werden. Etwas unterhalb der Spiegel, schmiegt sich eine filigrane Kombination aus M-Logo und Seitenblinker an die vorderen Kotflügeln. Den krönenden Abschluss bildet das Heck mit der vierflutigen Abgasanlage. Frei nach dem Motto: „Ein schöner Rücken kann auch entzücken“, hat die M-Design Abteilung auch hier ganze Arbeit geleistet und das Seriendesign weiter verbessert.

Das Biest

Die Entwicklungsabteilung von BMW hat ganze Arbeit geleistet. Wie in Frankensteins Labor wurde hier ein Wesen erschaffen, das vor Kraft nur so strotzt.
Die Zutaten sind:
1. Ein Dreilitermotor, zwangsbeatmet von zwei Turbos, der dem Z4 3.5is entrissen wurde.
2. Ein Fahrwerk vom M3 der Generation E46.
3. Eine Bremsanlage im Pizzatellerformat.
4. Eine Differenzialsperre, die bei Bedarf bis zu 100% der Kraft umleitet.
Ähnlich wie bei Frankenstein, ist auch dieses Biest schwer zu bändigen. Mit 250KW/340PS reiht es sich weit oben im Reigen der Kompaktsportler ein. Während die Ingolstädter Konkurrenz auf DSG und Allrad setzt, ist das Biest nur über ein knackiges Sechsgang-Handschaltgetriebe im Zaum zu halten. Markantester Unterschied zu Frankensteins Monster: Das Biest mit dem M sieht verdammt gut aus.

Doppelt reißt besser

Mit einem heiseren Röcheln erwacht der doppelt geladene Reihensechszylinder zum Leben. Gierig fauchend setzt sich das kleine Sportcoupe in Bewegung. Sicherlich, das 1er M-Coupe kann auch langsam, aber der satt präsente Klangteppich giert nach mehr. Sobald das Öl auf Temperatur ist, kann es losgehen. Fünf Sekunden braucht er für den Sprint auf Landstraßentempo. Deaktiviert man die elektronischen Fangleinen, haben die breiten 265 Reifen wenig Chancen die ganze Power des
M-Coupes auf die Straße zu bringen. In den ersten drei Gängen ist Schlupf an der Hinterachse keine Seltenheit. Wen wundert´s, reißt der doppelt geladene Dreiliter doch mit 450 Newtonmetern am Antriebsstrang. Im Overboost stehen zwischenzeitlich sogar 500 Newtonmeter zur Verfügung.

Wermutstropfen zum Schluss

Als letzte Neuerung der ersten Einser Baureihe, wurde das M-Coupe nur ein Jahr gebaut. Mit 6.000 produzierten Exemplaren, war die Nachfrage doppelt so groß wie ursprünglich geplant. Trotz, oder gerade wegen des puristischen Konzeptes ist das Einser M-Coupe sehr beliebt. Selbst die 50.500 Euro, die BMW für diese Adrenalinspritze veranschlagte, waren für viele Car-Maniacs kein Hindernis, sich den Traum vom kleinen aber feinen M zu erfüllen.
Während BMW an einem Nachfolger aus der zweiten Generation feilt, steht dem M-Coupe wohl eine Zukunft als begehrtes Sammlerstück bevor.